Sonntag, 15. März 2015

Das „Binnen-I“ als Beitrag zur Geschlechterdekonstruktion?

Das „Binnen-I“ als Beitrag zur Geschlechterdekonstruktion?

Diskussionen um das Binnen-I gibt es seit einigen Jahren und sie flammen immer wieder auf. Von der einen Seite mit dem Augenmerk auf die wirklichkeitsstrukturierende und -schaffende Macht von Sprache als Aufwertung des Weiblichen als gleichberechtigt gefordert, von der anderen Seite als unnötig abgetan, wird das Binnen-I immer mal wieder durchs diskursive Dorf getrieben, mal mehr und mal weniger reflektiert, sinnvoll und angebracht.
Das folgende Sprechen soll sich dieser Frage in kurzer Form aus einer geschlechterdekonstruktivistischen Perspektive widmen und eine Möglichkeit liefern diese zu betrachten. Das folgende Sprechen versteht sich dabei ausdrücklich als genannte Perspektive und nicht als Ausarbeitung, es soll zum Denken anregen, nicht entscheiden.
Wie bereits gesagt, sehe ich das Binnen-I als Versuch an, das Weibliche gegenüber dem Männlichen als gleichwertig aufzuwerten, ihm sprachlich Beachtung zu geben und so eine unterordnende Subsummierung des Weiblichen unter das Männliche in der Sprache und damit auch in den mit dieser produzierten Wirklichkeiten zu unterbinden. Dass das Weibliche aufgewertet werden kann, zeigt sich immer noch recht drastisch, wenn man die ungleichen Behandlungen betrachtet, die jedoch und dies ist enorm wichtig, nur die Spitze des Eisbergs darstellen und die ihren Kern in spezifischen Rollenzuschreibungen finden, die das Männliche und das Weibliche klar definieren, zum Leidwesen auf beiden Seiten. Dies soll und darf nicht vergessen werden. Nicht nur das Weibliche ist definiert und normiert, sondern auch das Männliche, wobei Letzteres nachwievor allzu oft als das gesellschaftlich Stärkere konzipiert zu sein scheint.
So sehr eine solche Aufwertung auch wünschenswert erscheint, so sehr geht sie doch am eigentlichen Problem vorbei. Freilich ist Dasjenige, das als weiblich konzipiert ist, dem als männlich konzipierten oftmals als unterlegen gedacht. Frauen werden schlechter bezahlt, werden als emotionaler gedacht, wobei Emotionalität dem Rationalitätskonstrukt als untergeordnet konzipiert ist und immer noch herrschen in weiten Teilen der Bevölkerung allgemein viele Sexismen vor, die die sprachlich manifestierte Unterordnung bestätigen.
Wenn Sprache nun Wirklichkeiten strukturieren kann, was wird dann mit der Aufwertung durch das Binnen-I geschaffen? Das als weiblich Konzipierte wird zwar aufgewertet aber zu zwei Preisen, die nicht gezahlt werden sollten. Zum Einen wird diese Aufwertung allzu oft zum Preis dieses Weiblichen als spezifisches Weibliches erkauft. Dies bedeutet, dass hier das Weibliche als genuin vom Männlichen verschieden und als spezifisches Weibliches gedacht wird, das sich an biologischen Kategorien, die selbst nichts als Konstrukte sind, orientiert und spezifische soziale Rollen zuschreibt. Gegenüber der Aufwertung eines spezifischen Weiblichen als Anderes, das jedoch gleichberechtigt sein soll, kann dabei auch die Aufwertung des Weiblichen als nur durch die Biologie vom Männlichen verschiedene soziale Rolle stehen. Beides Ansätze gehen jedoch fehl. Der erste Ansatz konstruiert anhand des biologischen Geschlechts als scheinbar natürliche Größe ein Anderes, das spezifisch als Rolle festgeschrieben wird, so weitgefasst diese auch teils sein können, während der zweite Ansatz es vermeidet ein Anderes zu denken und so Möglichkeiten als Rollen negiert und auf diese Weise normiert.
Zum Anderen wird mit Hilfe des Binnen-I die Geschlechterdichotomie insgesamt festgeschrieben, denn das Männliche und das Weibliche sind die einzig sprachlich repräsentierten Kategorien, die ihre Dichotomie in die Wirklichkeit tragen und diese strukturieren. In Beiden Fällen wird das Geschlecht (gender) und die zugrunde liegende bio-kulturelle Kategorie (sex) auf eine Bipolarität eingeschränkt und auf diese hin sprachlich normiert. Es drängt zum Entscheiden und mehr noch, es drängt zur Bedeutsamkeit des Geschlechts als die Wirklichkeiten strukturierende Kategorie anhand derer sich die Akteure zu definieren haben. Demgegenüber will ich etwas anderes setzen, das die Geschlechtskategorie nicht auf- sondern als das willkürliche Strukturmerkmal abwertet, das es ist. Es ist nicht mehr nötig, denn Orientierung auf die wir angewiesen sind, kann auch anders geschaffen werden. Nicht anhand als bedeutsam konstruierter äußerer Merkmale oder fester Rollenzuschreibungen, sondern neuer Möglichkeiten, die eine größere Varianz des Anderen zuzulassen vermag und im Sinne Lytoards zu einem auch im Bereich der Geschlechtsidentität Patchwork der Minderheiten führt, die jedoch nicht als Minderheiten beachtet werden müssen, denen wir alle angehören, sondern als Kategorie aufhört zumindest bedeutsam zu sein.
Aber wie dem sprachlich Rechnung tragen? Der Vorschlag kann nicht zur sprachlichen Repräsentation aller möglichen Formen eines Anderen führen, denn dies würde die Begriffe ins Unendliche ausdehnen. Auch kann es nicht zu einer vorbelasteten Subsummierung unter das Männliche kommen. Der Weg kann somit wohl nur jener hin zur Bedeutungslosigkeit des Geschlechts, sprachlich repräsentiert durch das Sächliche sein, das „Mensch“ an Stelle von „Mann“ und „Frau“ setzt und „das“ an die Stelle von „der“ oder „die“.
Damit wäre zumindest ein Teilerfolg geleistet und ein Weg in die Veränderung der Wirklichkeit durch Sprache.

Samstag, 3. Januar 2015

The same and the different – translation as a trial of meaning Part II

In order to write new texts soon I translated some more short texts and here they are. So have fun in reading and please comment for critics or any other things you want to say...

The question is not if god exists but which ontological status he has. God exists. But is he just one of the mightiest motives of thinking and acting originated in the search for meaning in the world or is he something that also exists outside of human mind?



One of the reasons why most people don't turn towards the big problems to solve them, the global, the long range problems, the cosmic as well as the ethical beyond the conventional is the closeness of these big, global, noble, cosmic things to chaos. The greater something is or seems the more it withdraws our individual control and steals our illusion of security which is one of the most fundamental needings of our species. But instead of confronting us with this chaos in a constructive way, we rather prefer to frightfully fall back into mother's womb, the warming embracement of society to live happily ever after in the smallness of our illusions.



Contrary to the concervative's prophecy of doom the critical thinking as core element of real education which leads to deconstruction of assurances and the social created reality by showing its contructional character does not drives us to chaos but releases creative energy. This is an energy of evolvement and creation of a different, an other and maybe a better world containing more freedom. Critical thinking is the sworn enemy of every system of every structure and it has to be to overcome the conservative totalitarism of every socially built reality (Wirklichkeit). This is one of the most fundamental dialectics of the evolution of systems.



The one-sided and generalized assignment of guilt, in the end nothing more than a scapegoat strategy to transfer your own inferiority complex, helplessness, desperation and anger to ''the jews'', ''the muslem'', ''the left-side intellectuals'' or whatever construction you prefer, shows a dubble edged problematic as its core. This is on one side the striking lack of real education as ciritical, self and world reflecting thinking and on the other side the marginal attention to this lack of education. This unfolds from the general marginalisation of the humanities and social sciences which in the first place have the potential for this type of education but are always critical to the system. The helplessness of the politics just comes form this dilemma. The system needs this marginalisation of critical thinking to be able to exist but therefore is impotent to cure the grounds of these mind desease. What remains is either violently acting against it or the hope that this ends without doing anything. But the latter does not cure the desease, it just may reduces the destructive fire to a little flame of dissatisfaction, smoldering hatred and lacking of education which only needs a little gas again to rise again.



I believe in it, yes, i totally do. I decided to believe that it is out there, this reality. But this is all I can and nothing distinguishes me in this case form other believers. I am able to believe but nothing more. The reality and all our worlds we create out of this gloomy shine we believe can ''see'' are nothing more than doctrines. I am not able to ever experience reality as what she might ''really'' be. All I have are just the multiple realities we construct on ourselves...
(from: constructivistic relfections of a life)



Even the so called ''natural sciences'' are not able to represent reality on its own but tell us realities which they help to construct. Representing reality would mean to have the ability to experience it outside of perception because every perception no matter through which ''glasses'' you ''see'' or by which instruments is an act of interpreting the world as a world depending on pre-existing and previous realities already built and adopted. Because perception is always a part of representing or experiencing ''the'' world the natural science also only offer us constructed realities equipped with meaning build to narratives. Only if we also finally brake down the believe in the truth of the natural sciencesin general we have a chance to upvalue the social science and humanities which seem to be advanced in relfecting themselves. What comes out of this don't have to be uncertainty but a science who is able to think the possible outside her hitherto narratives. Also there is no chaos because of this but the possibility of creation in times we can not refer to ''naturalness'' for creating specific social realities and fight with swords in hands against everything different.

Freitag, 2. Januar 2015

The same and the different - art as another mode of speaking

So, here you find more translations as a processual trail of meaning as i already spoke about. This time I tried to translate some „other types of speaking“ of my work, „a different speakings“ as I name it.
I try to use these different modes of speaking and writing because I think the mode is very important for the meaning, for translating it, not only because it has the ability to change the mood, the emotions of the reader and therefore changes the reading itself and of course the understanding, the meaning which the reader feels to see in the text. There is no cognition without emotion and every perception is an interpretive act structured by cognition in form of socially and biographic learned patterns of perception and emotions accompanying it as well as being part of the decision which pattern the I will use.
I will add from time to time more from these more „artistic“ acts of speaking and even some of my paintings to this post, so if you like, visit the site and this post again...
And  as always I am very thankfull for every help with the translation and the right english terms to get nearer to the meaning I want to give...

The bath

Sunken back in the warm origin,
Being as one unsevered before it.
Escaping for only one moment to the calmness in front of the storm
Gliding in unthoughtful weightlessness.
Outrunning the death, the world, the self in everlasting moments.
Just one of these, not be nor pursuit.
Eons of living before the beginning.

Throwing back to the world, into the roar, the noise, the being.
The Self given back to the world, torn apart not just alone.
The weight drags you to megrim and pushes you to rise,
The prometheusian everlasting return of the whole.
Going back means dying, the life just a frightful shine.

But still refreshed and bravely conquering the weight,
Not coerciveness of being
but striving to a new a different one.
Less Prometheus than creator of a world,
destroying to give the life a newer a more tolerable shine.

Freitag, 26. Dezember 2014

The same and the different – translation as a trial of meaning Part I

The following texts will be mostly already written ones but translated in english. This means they also will be new in a way I think I have to talk about. Translating older processes of speaking as I like to call my texts doesn't mean there will be nothing new. It just means feel that I have to do this now and for now I feel too busy because of my phd and a dozen of pther projects i have to do. But lets start at the beginning.
The following translation is decicated to a friend from the ukraine who encouraged me to do this trial. This is exactly what it is: a trial, a process like language itself is. Because of this i am also thankfull for every help in vocabulary and grammar to concretise the meanings. Translation is always a process and in the end always a shifting of meaning too. The meaning of words change, they are never stillstanding nor carry they the same meaning for every person even if they seem to speak the same language. Beside other things this has much to do with what I call „Wirklichkeit“ in order to make a distinction to „Realität“ which could be both translated into „reality“ without exactly meaning the same. „Realität“ to make a simplified definition should mean reality as objectivity in a physical way to which we only get access through perception which should be understand as always a kind of interpretation too based on socialy shaped patterns of understanding etc. Keeping this in mind one could say that we construct (see: constructivism) our own distinct worlds, our own „realities“ in the meaning of „Wirklichkeit“ which we also shape, learn and teach in societies to get a truth who makes us able to act. This understanding of perception as interpretation will be an issue in severel of my „speech acts“ so let's end this for now.
Another problem in doing this translation would be the loss of the spontaneity in which most of my texts are written. But I don't want to think about this problem and the shifting of meaning as just magetive as just loss but as a chance to increase new things, different things in my writing-thinking. The way to see this now and the change which leads to it is the real credit of the persons mentioned at the beginning and the reasons why I am so thankfull.
But for now let's start with some short texts just because there translation might not take too much time...

Short texts Part I

Being a looser doesn't mean to have failed it is not an objective truth beyond socialy built realities. Being a looser means to be made as such by society in order to build a necessity of the system a necessary counterpart within the dialectic of the ruling system. In contrast to this you can confront the world with another reading of the term looser not that of a failed person but that of an unfitting person within the hegemonic reality which allows him only a place she absolutely needs but cannot appreciate without destroying itself. We should instead read „looser“ not as important but unvalued unavoidability of the ruling system but as possibility of Otherness, Difference to which the term hidden but inherently refers. In this reinterpretation of terms as concepts to index the world lies power. The shame of the looser confirms the system but his pride is able to destory it.


The thinkable constructed by the hegemonic reality is build to destroy possibilities as imaginations by categorising it as unthinkable and by negating its articulation and discussion. This is the first totalitarism.


That "animals" "are" food, "black people" "are" too stupid to study and "women" "are" only good for fucking, cooking, cleaning is only "true" insofar our acting and thinking makes it some kind of "true". Our acting and thinking creates these "truths" and keeps them alive. It constructs this apparent objective and natural "truth" which is nothing more than a socially shaped construction. But not fear of arbitrariness should be the answer for the constructedness of the world but the hope of a better possibility. Our acting constructs the world there is non without it but which world, which reality we construct remains open....

Freitag, 21. November 2014

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele VII

Die Frage ist nicht, ob Gott existiert, sondern welchen ontologischen Status er hat. Gott ist. Aber ist er "nur" eine der wirkmächtigsten Handlungsmotive und Ziele entsprungen aus der Suche nach Sinn oder ist er etwas, dass auch außerhalb der menschlichen Vorstellungswelt existiert...

Einer der Gründe, warum sich die meisten Menschen nicht den großen Problemen zuwenden, dem langfristig zu Lösenden, dem Globalen, dem Kosmischen, wie auch dem Ethischen jenseits der Konventionen, liegt in der Nähe all dieses Großen, Umfassenden, Erhabenen und Kosmischen zum Chaos. Je größer etwas wird oder erscheint, umso mehr entzieht es sich scheinbar unserer individuellen Kontrolle und es entzieht uns damit unserer Sicherheit, die eines der fundamentalsten Bedürfnisse unserer Spezies ist. Statt dem Chaos konstruktiv zu begegnen, ziehen wir uns daher angstvoll zurück in den Schoss der Mutter, in die wärmenden Umarmung der Gesellschaft, um im Kleinen der Illusion fortbestehen zu können.

Entgegen der Unkenrufe konservativer Kräfte stürzt kritisches Denken als Kern wirklicher Bildung, die zur Dekontruktion von Gewissheiten, zur Offenlegung des konstruierten Charakters der Wirklichkeit treibt, die Welt nicht ins Chaos, sondern hat vielmehr die Kraft kreative Energien freizusetzen, Energien der Entfaltung und Gestaltung hin zu einem Anderen, vielleicht einem Besseren und zu mehr Freiheit. Kritisches Denken ist der Todfeind jedweden Systems und muss es sein, um den letztlich immer konservativen Totalitarismus jeder Wirklichkeit zu überwinden.

Die einseitige und verallgemeinernde "Schuldzuweisung", im eigentlichen Sinne eine "Sündenbockstrategie", die eine Übertragungsleistung von Minderwertigkeitskomplexen, Hilflosigkeit, Verzweiflung und Wut ist, an "die" "Juden", "die" "Ausländer", "die" "Flüchtlinge", usw., zeigt erneut eine doppelte Problematik als ihren Kern, nämlich einerseits der eklatante Mangel an Bildung (als kritisches, selbst- und weltreflexives Denken) und andererseits die geringe Beachtung die dieses Bildungsdefizit erhält. Dies ergibt sich nicht zuletzt aus der Geringschätzung sozial- und geisteswissenschaftlicher (Aus)Bildung als eben jene, die an erster Stelle das Potential hat kritisches Denken zu verankern, zugleich aber in ihrem Kern immer auch systemkritisch ist. Die Hilflosigkeit der Politik ergibt sich zu einem großen Teil genau aus diesem Dilemma. Es benötigt die Geringschätzung kritischen Denkens (auch um Herrschaft nicht an Fähigkeiten binden zu müssen), bleibt aber dabei unfähig breitenwirksam die Gründe für diese Auswüchse zu behandeln. Was bliebe ist nur das gewaltsame Einschreiten oder die derzeit favorisierte Hoffnung auf ein baldiges Abebben. Letzteres macht die Prozesse allerdings nicht unwirksam, es reduziert das zerstörerische Feuer nur wieder auf seinen vorherigen Zustand, auf den Schwelbrand aus Unzufriedenheit, mangelnder Beachtung und Anerkennung und deren stärkstem Motor, der Abwesenheit von Bildung als kritischem Denken.

Es ist eine der vielen Paradoxien unserer Wirklichkeit, dass wir behende Mitbestimmung und Engagement anmahnen, auf der anderen Seite, im Job, im Privaten und selbst in der Wissenschaft all dies als negativ behandeln, es unterdrücken und uns stattdessen auf strukturelles Machtgehabe stützen, um unsere vermeintlich selbst erarbeiteten vermeintlichen Autoritäten nicht zu gefährden, auf ein Laufen fokussieren statt auf ein Funktionieren. Die gleichzeitige Anmahnung von Engagement und der Ruf nach "mündiger" Mit- und Selbstbestimmung und dessen Bestrafung kann zu nichts anderem führen als individueller "Geisteskrankheit", Wahn oder Zynismus. Die Selbstgefangennahme, nicht zuletzt resultierend aus mangelnder Bildung des Denkens (Analyse) und Fühlens (Mut), ist unser zum Gott erhobenes Leitbild, die (An)Teilnahme, der Diskurs und das Aufbegehren sind die gelebten Todfeinde dieses Totalitarismus.

Ich glaube an sie, ja, ich glaube ganz fest an sie. Ich habe mich entschieden zu glauben, dass sie irgendwo dort draussen ist, die "Realität". Und dies ist alles was ich kann und nichts unterscheidet mich dabei von anderen Gläubigen. Ich kann an sie glauben, nicht mehr. Die Realität und unsere Welten sind nichts anderes als Glaubenssätze, Gebote. Erfahren kann ich sie außerhalb dieses Glaubens nie. Alles was mit bleibt sind die Wirklichkeiten die ich schaffe...
(aus: Konstruktivistische Reflektionen eines Lebens)

Auch die zu den s.g. "Naturwissenschaften" konstruierten Forschungsbereiche bilden keine "Realität" ab, sondern erzählen uns von einer Wirklichkeit, die sie selbst mitschaffen. Realität abzubilden würde voraussetzen sie außerhalb von Wahrnehmung zu erfassen, da jede Wahrnehmung, gleich durch welche "Brille" oder durch welche "Instrumente" sie erfolgt bereits eine Konstruktionsleistung ist, die von der jeweiligen vorhergehenden Wirklichkeit abhängig ist. Da uns nur die Wahrnehmung bleibt, durch die wir Welt erfahren können, bieten uns auch die Naturwissenschaften nur Konstrukte an, die sie mit Bedeutung ausstatten, zu Narrativen machen. Nur wenn wir den Glauben an die Wahrheit der Naturwissenschaften endlich auch allgemein aufbrechen, haben wir eine Chance die Geisteswissenschaften wieder aufzuwerten, die in ihrer Selbstreflektion bereits weiter vorangeschritten zu sein scheinen...Was dabei entsteht muss keine Verunsicherung sein, sondern eine Wissenschaft, die das Mögliche außerhalb ihrer bisherigen Narrative zu denken imstande ist. Auch entsteht daraus kein Chaos, sondern die Möglichkeit des Schaffens, wenn wir uns nicht mehr auf je spezifische Wahrheiten als Natürlichkeiten berufen können, mit denen wir mit dem Schwert des Zeitgeistes gegen das "Andere" zu Felde ziehen.

Donnerstag, 31. Juli 2014

Kunstprozesse VII

Das folgende Sprechen bildet einen vorläufigen Abschluss, ein vorläufiges Ende des ästhetischen Experiments der Kunstprozesse, deren Thema "Gefangensein" und "Ausbruchverzweiflung" in, bzw. aus der totalitären hegemonialen Wirklichkeit ist, sowie das Experimentieren mit der Stimmung der Melancholie und deren Aufwertung als künstlerisch-intellektuelle Schaffensphase im Sinne ambivalenter antiker bis frühneuzeitlicher Melancholiekonzeptionen entgegen gegenwärtiger Pathologisierungen als "negativ, zerstörerischem, depressiven Zustand" in einer Wel, die das permanente Glücksstreben in einem Unglücklichsein als wirtschaftlichen Motor benötigt und das Denken, insbesondere das Denken eines "Anderen" geringschätzt.
Das folgende Sprechen entspringt melancholischer Weltbetrachtung, die nicht einseitig als Einkehr und Stagnation zu verstehen ist, sondern zugleich einen starken Drang nach Erkenntnis und Ausdruck aufweist, also den Motor spezifischer Weltbetrachtung darstellt. Das Thema ist die Situierung des oder eines Anderen innerhalb hegemonialer Wirklichkeit und ihrer Wertigkeitshierarchie am Beispiel der gegenwärtigen. Es ist zugleich eine rohe Version, die sich perfektionistischer Ästhetik zu entziehen sucht und sich stärker dem Inhalt überantworte statt der immer unzureichend bleibenden Form, es ist erneut ein prozessuales Experimentieren mit ästhetischen Mitteln, infantil und geschwind nach außen drängend ohne Zeit sich konventionell zu formen.
Melancholie I
Was bin ich...
Tangente der Kunst,
Tangente des Denkens,
Nur eine Tangente der Welt
Was bin ich...
Nur ein Teil
euer bedeutungsvollen
Bedeutungslosigkeit
Was bin ich...
Ein Anderes und Entgegen,
Eine fragile Antithese eurer Welt
Eine Sehnsucht zum Ganzen
Was bin ich...
Ein Vieles im Nichts,
Ein Gegen im Dafür,
Ein Fühlen gegen den Wahn
Wo ist mein Platz...
Außerhalb der Dystopie des Vorgefundenen,
Im Schoß verzweifelnder Utopie,
Am Rande eures Seins.

Donnerstag, 17. Juli 2014

Unsagbares gegen das Regime

Das folgende Sprechen soll provozierend etwas Unsagbares erzählen, etwas, dass als ablehnungswürdig erlernt und inkorporiert wird, um das Bestehende zu erhalten, etwas, das kriminalisiert wird und in dessen Kriminalisierung sich der wahre Kern des Kriminalisierenden als Dogmatismus, als Totalitarismus zeigt, der nichts neben sich duldet, keine abweichende Wirklichkeit, will er sich als hegemonial, als Einziges behaupten, das entscheiden darf. Dieses Sprechen ist ein Versuch der Möglichkeit der Selbstbeobachtung des Lesers dieses Sprechens in Bezug auf das hier Gesagte.

Neben den Systemen, die logische Inkonsistenzen aufweisen, gibt es nur zwei Systemtypen, die sich logisch konsistent legitimieren lassen: epistokratische und demokratische.
Dabei vermögen es nur letztere logisch konsistent Abscheulichkeiten wie das Naziregime zu legitimieren. Dies sollte uns genauso zu denken geben, wie die quasi automatische abwehrende Reaktion gegen dieses Sprechen, die in dem Erlernen einer Identität begründet liegt, die in der anerzogenen Inkorporation der Idee der Demokratie begründet liegt, die unser Fühlen steuert und damit unser Denken, mit der die Idee Aufrecht erhalten wird und mit Hilfe dessen alles Neue, Andere als Unmöglichkeit erscheinen soll, als Nichtdenkbarkeit, als Verwerfliches.
Auf diese Weise werden wir alle an das Bestehende gebunden, auf Gedeih und Verderb und das Verderben wird für uns kommen, so wie wir es mit demokratischen Mitteln für so viele andere legtimiert haben.
Lasst uns demgegenüber offen ein Neues, ein Anderes fordern und die Möglichkeit es Denken zu dürfen, um eine neue Wirklichkeit zu errichten, die werde die Millarden Opfer der Massenkonventionen gebiert, noch legitimieren kann oder es nur mit krüppeligen Hilfsargumenten zu verhindern schafft.
Lasst uns eine Wirklichkeit schaffen, in der alles Empfindungsfähige gehört wird, auch jenes, dessen Sprechen bisher versagt wurde weil die Konvention unfähig und unwillens es zu hören ist, lasst uns eine Wirklichkeit schaffen, in der jedes Sprechen gehört wird aber auch jedes Sprechen gewogen. Demokratie heisst Herrschaft der Massen und ihres Glaubens, geschützt von einem Totalitarismus des Denkens und einer unbarmherzigen Bürokratie. Deliberativ-Epistokratie heisst Herrschaft des Diskurses, der Fähigkeit und der Berücksichtigung der Bedürfnisse aller.