Montag, 21. September 2015

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele X

Was ist der Unterschied zwischen einem Terroristen und einem euphemistisch so bezeichneten "Asylgegner"? Letzterer ist zugleich auch Wähler...Aber nicht nur das, er ist Teil des Nationalitaetskonstrukts "Deutscher", er darf also, um einen gegenwaertigen Diskussionsstrang aufzugreifen, auch "nutzlos" sein und trotzdem bleiben. Das einzig Gute daran ist, dass dies recht unverhohlen den tief verwurzelten Nationalismus und den ebenso ungebildeten wie festen Glauben an liebgewonnene Konstrukte der Bevoelkerung deutlich zu zeigen vermag...

Wir leben in einem System normativer, faschistoider Gleichheit als Gleichförmigkeit in der Masse und als Masse, die das Wesen unserer Demokratie ist,, in der "Gutmensch" ein Schimpfwort sein muss, in dem "Helden" nur fern, als Imagination aus anderen Zeiten oder nur in Form alltäglicher und stets massenkonformer "glücklicher Zufälligkeit" existieren dürfen, in der Trojas Hektor, Platons König als Abscheulichkeiten gelten müssen, nach denen wir uns doch heimlich sehnen um bar jeder Verantwortung sein zu können. Unser Prinzip ist das argwöhnisch bewachte Mittelmaß der Masse, die Konvention als Moral und anstatt Ethik und Gerechtigkeit, eine Massenhysterie gegen jede Form eingebildeter oder tatsächlicher (moralischer) Überlegenheit wo sie sich nicht auf blosses technisches Verständnis beschränkt. Denn wo alle gleich sind kann niemand schlecht sein, wo wir alle Hannah Arendts Eichmann sind und uns in die Funktion der Mittelmäßigkeit retten, da meinen wir unsere Seelen von Schuld befreien zu können, eine Schuld auf die jeder "Gutmensch" uns in seinem Handeln verweist. Der "Gutmensch" ist unser allererster und wichtigster Sündenbock an dem wir unsere Mittelmäßigkeit strafen und uns zugleich indem wir ihn bestrafen von der Schuld an ihr zu befreien suchen.

Kritisches Denken ist im Grunde das Abenteuer der Suche nach den kulturellen Mustern, sozialen Prozessen und biographischen Erlebnissen, nach den Deutungen und Sinneinheiten, die uns alle beständig beeinflussen und die wir vielleicht letztlich sind. So gefährlich diese sein können, so nötig sind diese um überhaupt zu sein. Und so ist dieses Abenteuer ein immerwährendes Wechselspiel aus Verkrusten und Aufbrechen. Das eigentlich Bedauerliche ist dabei allerdings nur, dass diese Suche so selten unternommen wird...

Objektivität ist eine Lüge aber Neutralität ein Verbrechen. Das ist es was insbesondere Geisteswissenschaftler mit ihren, zumindest theoretisch, so wichtigen Fähigkeiten endlich begreifen müssen. Unsere Rolle kann und muss der Sand im Getriebe des unkritischen Funktionierens sein, unsere Methoden und Reflektionen der Vorschlaghammer der die Welt mit ihren Routinen, Mythen, Glaubenssätzen in Stücke schlägt um eine für alle erträglichere Wirklichkeit bauen zu können und unser Mut das Gegenüber der geschürten Furcht vor dem Ausbruch aus Diskurs und Rolle die der kapitalistische Wissenschaftsbetrieb uns einimpft um uns gefügig zu machen und der wir uns so gern unterwerfen um Anerkennung, Status und purer Existenz willen. Lasst uns stattdessen zum Apotheker des kritischen Denkens werden, zum kollektiven Morpheus im Widerstand gegen die "Wahrheiten" der Matrix....