Samstag, 16. Januar 2016

The same and the different – translation as a trial of meaning Part III

Every society creates its own crimes and criminals. The prisons and their punitive practices are a mirror of society and its not questioned horizon of understanding and values. What do we really punish when we hand out a punishment to a murderer? Killing is common. It happens every day, every hour, every minute. Killing is a common and established cultural activity. Trained on „animals“, „enemies“ or „criminals“ in exercise as well as acceptance it is just a small step to any other. Where is the difference in quality? What society punishs is not the killing in general, it is just the violation of its categorical rank system.

Like Hitler so is Trump the underestimated idiot, the uneducated jumping jack whom you can told every stupid idea and he will spread it to effectively through media. Similar to Hitler he set in scene himself as well as his fellows as the poor, marginalized and endangered white man in a world surrounded by foreign hordes who try to rot race and nation. Very similar to the style of former fascistic atmosphere of departure he and his fellows shout for revenge, for hardness, for no mercy and recruit themselves out of the would-be middle class of society, which seems just simple, unsophisticated and with its typical lack of education as critical thinking and also very similar to 1933 in germany this is an explosive mixture...but this time the world must act sooner...

How much the people crave again for simplicity, for doubtlessness, for the comforting motherly womb of the one and only truth and their unmistakable answers...again how big is the fail of our educational system, how much do we all want to be imprisoned again into the simplicity as simplification of the world with their scapegoats, their fast solutions, free from everything in need for a process of  understanding, free fom every try to understand, free from every confession of admitting its own ignorance...oh how miserable we are again and how much we like it...oh this yearning for the beloved anti-intellectualism with its praise and promise for self-sufficiency we long for...to be able to be the wise man even without any wisdom...cursed and banished within the to be burned ivory tower lies the origin of all wisdom: to know that you know nothing. But instead of searching for wisdom the opinion is raised to a weapon to cut the world into accepted truths...oh how miserable....


will be continued soon...

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele XIII

Im Zuge dieser ganzen Pseudodiskussion um "die Füchtlinge", die nur ein wolllüstiges Wühlen in den eigenen dummen und sicherheitsverheissenden Vorurteilen ist, kommt erneut ein essistentialistischer Raumbegriff auf, eine Vorstellung von Raum als absolut Gegebenem, der noch dazu mit einer durch und durch unkritisichen und ebenso essentialistischen, in ihrer Entwicklung und Historizität unbeachteten spezifischen Kulturvorstellung verknüpft wird, so als ob "Europa" ein natürlicher Raum einer bestimmten hegemonialen Kultur weisser, männlicher, christlicher Menschen wäre, der von einer quasi biologischen Invasion einer ebenso essentialistischen "fremden" und inferioren Kultur befallen wird. Von da aus ist es nicht mehr weit bis zur "Blut und Boden - Rhetorik" des Naziabschaums, im Abwesenheitsraum von selbst- und weltreflexivem kritischen Denken jedoch befinden wir uns schon lange...

Wie man sich wieder nach der Einfachheit sehnt, nach der Gewissheit, dem wohligen, mütterlichen Schoß der einen reinen Wahrheit und ihrer unmissverständlichen Antworten, ihrer Feindbilder und Sündenböcke, denen man sein ganzes Leiden in Striemen auf den Rücken malen kann...wie sehr doch unser Bildungssystem erneut versagt hat, wie sehr doch alle so freiwillig gefangen sein wollen in der Einfachheit als Vereinfachung der Welt mit jenen Sündenböcken, jenen schnellen Lösungen, frei von allem, bei dem ein Verstehen eine Entwicklung voraussetzen würde, ein Bemühen und das Eingestehen eines Nichtwissens...oh wie erbärmlich man wieder ist und sich in dieser Erbärmlichkeit auch noch gefällt...oh dieser sehnsuchtsvolle identitäre Anti-Intellektualismus, der die Selbstgenügsamkeit preist und verheisst, nach der man sich so sehr sehnt...der Weltweise sein zu können auch ohne jede Weisheit...verflucht und verbannt in den noch in Brand zu steckenden Elfenbeinturm ist der Beginn aller Bildung in Form des Wissens um das Nichtwissen. Stattdessen die Meinung zur Waffe erhoben um die Welt zur Wahrheit zu stückeln...oh wie erbärmlich...

Luftangriffe, die im "konventionellen" Bereich immer die meisten zivilen Opfer fordern weiter unterstützen, die Grenzen für Flüchtende dicht machen aber weiter für feindlichen Nachschub offen lassen, das Ganze mit einer so erst noch steigenden Terrorgefahr und Bündnispflichten als Begründungsdiskurs versehen...genau so stärkt man Propaganda und Zulauf für die, die man vorgibt zu bekämpfen. Die westliche Demokratie hat versagt, egal ob das nun Dummheit oder Kalkül ist. In beiden Fällen zeigt es, dass die westliche Demokratie weder Dummheit noch totalitäre Machtstrukturen verhindern kann...sie ist also doch mehr als der erkenntnistheoretische Mangel der Mittelmässigkeit als oppurtunistisches handlungsarmes Leitbild erhoben... 

Mittwoch, 23. Dezember 2015

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele XII

Auch die zu den s.g. "Naturwissenschaften" konstruierten Forschungsbereiche bilden keine "Realität" oder schon gar nicht in einem umfassenden Sinne "alles" ab, sondern erzählen uns von einer Wirklichkeit als begrenzte Perspektive, als Ausschnitt, als eine eigene bedeutungshafte Erzählung, die sie selbst mitschaffen. "Realität" abzubilden, würde voraussetzen, sie außerhalb von Wahrnehmung zu erfassen, da jede Wahrnehmung, gleich durch welche "Brille" oder durch welche "Instrumente" sie erfolgt, bereits eine Konstruktionsleistung ist, die von der jeweiligen vorhergehenden Wirklichkeit abhängig ist. Da uns nur die Wahrnehmung bleibt, durch die wir Welt und immer nur ausschnitthaft, eingebettet in sinnhafte Erzählungen erfahren können, bieten uns auch die Naturwissenschaften nur Konstrukte an, die sie mit Bedeutung ausstatten, zu Narrativen machen. Nur wenn wir den Glauben an die "Wahrheit" der Naturwissenschaften endlich auch allgemein aufbrechen, haben wir auch eine Chance die Geisteswissenschaften wieder aufzuwerten, die in ihrer Selbstreflektion bereits weiter vorangeschritten zu sein scheinen, um mit Hilfe dieser auch die kapitalistische Welt des Technisch-Strebenden-Funktionierens als Wahrheit aufzulösen und uns zu befreien...Was dabei entsteht muss keine Verunsicherung sein, sondern eine Wissenschaft, die das Mögliche außerhalb ihrer bisherigen Narrative zu denken imstande ist und überhaupt allererst fähig, sich selbst zu reflektieren. Auch entsteht daraus kein Chaos, sondern die Möglichkeit des Schaffens, wenn wir uns nicht mehr auf je spezifische Wahrheiten als Natürlichkeiten berufen können, mit denen wir mit dem Schwert des Zeitgeistes gegen das "Andere" zu Felde ziehen.

Wie schon Hitler, ist auch Trump der unterschätzte Vollidiot, der ungebildete Hampelmann, dem man jede schwachsinnige Theorie einreden kann, damit er sie medienwirksam rausposaunt, ganz hitleresque inszeniert er sich selbst und seinen Pöbel als den armen, marginalisierten und bedrohten Weißen Mann, in einer Welt der "fremden, volkszersetzenden Horden", ganz im stile faschistischen Aufbruchs schreien seine Anhänger nach Rache, nach Härte nach Gnadenlosigkeit und rekrutieren sich aus einer vermeintlichen "Mitte" der Gesellschaft, die nur schlicht, bieder und mit dem üblichen konservativen Mangel an Bildung erscheint und ganz wie 1933 ist genau das eine explosive Mischung...die Welt hingenen muss diesmal frühzeitig handeln...

Sonntag, 6. Dezember 2015

Markus Gabriels nicht existierende Welt und seine qualitativ ebenso wenig existente Konstruktivismuskritik

Markus Gabriel, Philosoph und Autor, hat wie man das so tut, ein Buch geschrieben. Es nennt sich „Warum es die Welt nicht gibt“ und wird als Spiegel Bestseller deklariert, das heisst also, es haben womöglich viele Leute gelesen und als Freund einer, wie ich es nenne, „Gossenphilosophie“, die sich nicht in sprachlicher Vereinfachung verliert, sondern deren Programmatik die Verbreitung und Anwendung philosophischen Denkens ist, eben weil damit die Komplexität der Welt, die sich sprachlich eben nicht einfach fassen lässt, zum Alltag dazugehören soll, sah mich freilich auch gezwungen ein so breit rezipiertes Machwerk anzuschauen. Das folgende schreibende Sprechen dient jetzt nicht als Buchrezension, es gibt vielmehr eine Prozess des Lesen wider, eine kleine Perspektive innerhalb der Perspektive auf das Buch und wird evtl. nach einigen weiteren Seiten des Lesens fortgesetzt. Das Buch ist also nicht zu Ende gelesen und trotzdem erlaube ich mich mir hier bereits einige Worte, nicht zuletzt als kleiner Seitenhieb einer ebenso fragmenthaften Kritik des Konstruktivismus, die Gabriel damit betreibt.
Was nun als charmant-narzisstisches Philosophieren in Buchform begann (und ich hoffe sehr, dass Gabriel der entgegenspringende Narzismus bewusst ist und dieser als Stilmittel fungiert), welches zugleich „verständlich“ sein wollte, also „allen“ verständlich, wie auch immer das ohne einen zur Unkenntlichkeit reduzierten Verstehensbegriff zu leisten sein könnte, findet seinen ersten Höhepunkt in Gabriels Beschäftigung mit dem Konstruktivismus, die er als Kritik versteht, sich aber als wohl mit „Verständlichkeit“ begründete oberflächlich-vereinfachende Überheblichkeit zeigt, der ich mich hier widmen möchte. Dabei will ich gar nicht auf das Offensichtlichste eingehe, nämlich das Problem, dass es DEN Konstruktivismus gar nicht gibt, sondern eine Vielheit an Ansätzen (einzig den Neurokonstruktivismus erwähnt er explizit aber ebenso unzulässig verkürzt), noch will ich mir anmaßen in gleicher Weise wie er als „Kritiker“, selbst als „Advokat“ all dieser Spielarten aufzutreten, vielmehr möchte ich „meine“ Variante des Konstruktivismus gegen seine Kritik ins Feld führen und dies so kurz und knapp wie möglich.
Wie man das als Philosoph nun so gern macht um nicht der Zuschreibung eines arroganten Elfenbeinturmberwohners anheimzufallen, arbeitet sich Gabriels Kritik an Beispielen ab. Ein zentrales Beispiel und damit einen zentralen Kritikpunkt möchte ich nun aufnehmen. Es handelt sich dabei um folgendes Gedankenspiel:
„Nehmen wir an, wir sitzen in gerade im Zug und erkennen, dass Passagiere einsteigen. In diesem Fall ist es eine Tatsache, dass Passagiere in einen Zug einsteigen. Vorausgesetzt, wir unterliegen keiner optischen Illusion, was möglich, aber wohl die Ausnahme ist, vermittelt uns unsere Registratur (unsere Augen) ein zutreffendes Bild der Tatsachen. Die so erkannte Tatsache besteht an sich, was in diesem Kontext bedeutet: Die Passagiere wären auch dann in den Zug eingestiegen, wenn niemand an Bord des Zuges sie dabei beobachtet hätte.“ (S. 58)
Die wichtige Punkte hierbei sind „Tatsache“, „zutreffendes Bild“ und „an sich“. Es geht also darum, dass unabhängig von einem Beobachter, genau dies vor sich geht: Passagiere steigen in einen Zug ein. Der Konstruktivismus gehe nun fehl, weil er genau dies leugne. Den Fehler, den Gabriel nun macht, benennt er dabei selbst, jedoch ohne es zu merken und zeigt dabei, dass erstens nicht der Konstruktivismus „Tatsachen“ leugnet, sondern nur sein ziemlich verqueres Bild von diesem und zweitens, dass Gabriel dem Leser hier mit einer ziemlich primitiven Vereinfachung sein Weltbild logisch unterjubeln will und sich dafür einer aristotelischen Rhetorik des „allgemein Wahrscheinlichen“ bedient, nämlich der „Tatsache“, dass ja wohl jeder seiner Behauptung folgen würde, es sei denn, er ist einer jenen“verkopften“ und „fehlerhaften“ Konstruktivisten.
Was ist nun dieser Fehler? Wenige Seiten weiter spricht Gabriel von den Bedingungen des Erkenntnisvorgangs, zu denen z.B. Sinnesorgane gehören, mit denen wir diese „Tatsachen“ wahrnehmen können, diese sind aber unterschieden von den Bedingungen des Erkannten, die Passagiere steigen also nicht ein, weil ich sie sehe, sondern trotz allem, ihre „Tatsache“ kann also von mir erkannt werden, wird aber nicht durch das Erkennen produziert. Kurz darauf dringt er nun zu des Pudels Kern vor, in dem er schreibt: „Kein anderes Tier auf diesem Planeten ist imstande zu erkenne, dass Passagiere in den Zug einsteigen, da die anderen Tiere kein Konzept von Zügen oder Passagieren haben.“ (S. 62) Was haben wir hier nun? Genau das, was viele Konstruktivisten behaupten würden, die dabei aber gerade eine Unterscheidung im Begriff „Tatsache“ vornehmen. Einen grundsätzlichen erkenntnistheoretischen Skeptizismus außen vor gelassen, kann man so etwas wie „Tatsachen“ annehmen, also eine Realität, die abseits aller Beobachtung existiert aber davon verschieden sind die „Tatsachen“, die die Beobachtung generiert und die eben in diesem Fall zum Beispiel Konzepte von „Bahnhof“, „Zug“, „Passagier“ und „Einsteigen“ benötigt um eben jene „Tatsache“ „Passagiere steigen am Bahnof in einen Zug ein“ zu schaffen. Bei dieser „Tatsache“ handelt es sich also nicht um einen „objektiven“ Fakt, sondern um eine „soziale Tatsache“ wie es Searl beschreiben würde, also um eine sozial verbindliche und institutionalisierte Vereinbarung von Handeln und Deuten dieser Handlung. Das heisst auch, dass wir eben nur einen Ausschnitt aus all dem wahrnehmen, was wahrnehmbar wäre, z.B. eben gerade im Moment nicht die Person, die am Bahnhofskiosk ein Eis kauft und es heisst ebenso, dass wir dieses Interpretationsmuster eben nicht nur anhand „markanter“ Elemente abrufen (die das Bild zugleich um Handlungsanweisungen, Gefühle, Erinnerungen usw. erweitern), sondern dies auch nur können, weil wir das für uns Sichtbare bereits eingeteilt haben, ihm eine Struktur gegeben. Man könnte also sagen, was „wirklich“ passiert, ist nur die Änderung der Relation und Zustände von ein paar Billiarden Strings. Dies wäre dann die „eigentliche Tatsache“, die wir aber aufgrund unserer Sinnesorgane aber auch aufgrund unserer sozialen und habitualisierten Vereinbarungen in einer andere „Tatsache“ überführen, die uns „sinnvoll“ erscheint. Damit ist diese „Tatsache“ beobachterabhängig. Ohne all diese Vereinbarungen und Personen, die diese vollführen, gibt es die Tatsache schlicht nicht. Genauso verhält es sich nun aber auch mit der Beschreibung durch die Strings. Auch hier handelt es sich in der Beobachtung um einen temporären, lokalen und narrativ zusammengefassten Ausschnitt (wir haben ja ein „Anfang“ und ein „Ende“ des Vorgangs, den wir als zielgerichtet beschreiben) mit Hilfe bestimmter Konstrukte, die in einen Diskurs, ein Bedeutungsnetzwerk und vieles mehr eingebunden sind. Und auch die Veränderung der Strings ist keine umfassende Beschreibung der „Tatsache“, denn sowohl die menschliche Person, als auch der Hund konstruieren mit Hilfe ihrer Wahrnehmung weitere, beobachterzentrierte „Tatsachen“, die wiederum das Handeln bestimmen und damit auch die „physikalische Realität“ beeinflussen, sie zeitigen Wirkungen. Ganz im Sinne der Theorie Gabriels, ist also dies alles „tatsächlich“, dies alles sind konstruktions- und damit beobachterbedingte „Tatsachen“, die freilich auf etwas „reales“ verweisen, sich an ihm abarbeiten, es aber nie erfassen können. Alle „Tatsachen“ sind damit dem was er „Gegenstansbereiche“ nennt zuordenbar und als solches „Tatsachen“ aber sie sind deswegen nicht „real“ oder eine Abbildung von „Realität“, noch sind sie nicht konstruiert. Der Konstruktivismus wie ich ihn hier vertrete behauptet damit eigentlich etwas ganz ähnliches (aber man muss sich ja im Wissenschaftsbereich auch freilich immer schön abgrenzen, geht ja um Forschungsgelder und Positionierungen). Es gibt wahrscheinlich eine Realität, die unabhängig aller Beobachtung ist. Zu eben dieser haben wir aber keinen Zugang. Alles was wir haben ist die Konstruktion von sinn- und musterhaften Ausschnitten, geprägt durch Vorstellungen, Vereinbarungen, Begriffe, aus denen komplexe Wirklichkeiten hervorgehen können, die sich von anderen unterscheiden. Sie alle sind „Tatsachen“ aber sie alle sind auch konstruiert.
Dies bedeutet freilich keinen zwangsweisen „heillosen“ Relativismus, nur verändert es das Verständnis der Welt und muss andere Grundlagen des „Richtigen“ finden als eine primitive Übereinstimmung mit den „Fakten“ der „Tatsachen“ der „einen“ „Welt“.

#Markus Gabriel #Konstruktivismus #warumesdieweltnichtgibt #Neuer Realismus

Montag, 30. November 2015

Das theatralische Nichthandeln als Handeln

Was ist es, das uns dazu treibt, auch im Angesicht so realer aber latent fortschreitender Katastrophen wir dem Klimawandel uns in diesem Mangel an Handeln zwar nicht zu gefallen aber doch zu verharren? Nun, es ist zum Einen unser recht neumodisches erlernte Selbstbild als "autonome, rationale, vernünftige" Wesen, das nicht viel mehr ist, als selbstgerechter Bullshit, Begründungsdiskurs unserer Superiorität über andere Tiere und Basis systemlegitimierender Argumenation seit der s.g. "Aufklärung", bzw. dessen politischer Programmatik. Das allein verstellt schon den Weg zur Lösung, weil es eben darauf hinausläuft, zu glauben, mit den Begründungsdiskursen für Handeln an sich, die es seit Jahrzehnten und teils länger gibt, irgendetwas im Handeln bewirken zu können. Dabei geht es im Kern und das ist der andere Punkt, um zwei Sachen: Macht und Gewohnheit. Erstere will sich niemand nehmen lassen und jede Zurückhaltung kann Machtverlust bedeuten, scheint vorsichtig abgewogen sein zu wollen. Das Zweite liefert eine ähnliche Illusion, die ihre Triebkraft ist. Macht ist wie Gewohnheit Teil der Konstruktion einer Sicherheitsillusion und wir sind als kulturelle Wesen sehr unsicher. Die Welt hat die Bedeutung, die wir ihr geben aber diese Bedeutung muss sozial abgesichert sein, sonst geraten wir in das Chaos von Freiheit, die wir so sehr fürchten. Wir brauchen Gewissheit, die wir bis zum Tode verteidigen können. Und solche Gewissheiten sind in unserem alltäglichen Verhalten eingelagert, umsponnen von einem Begründungsdiskurs, der die ganze Konstruiertheit unserer Welt verschleiert, um diese Sicherheitsillusion zu schaffen und Verbindlichkeit zu generieren. Unsere Gewohnheiten sind damit auch Teil unserer Identität, um die wir lieber als alles andere kämpfen und für die wir jeden Schwachsinn nutzen, der sich biete: Geschlechter, Nationen, Rassen, Spezies, Hauptsache, es kann als Distinktionsmerkmal gelten und irgendwie positiv aufgeladen werden aber dabei doch die eigentlichen Handlungsgründe, das unendliche emotional zusammengehaltene Gespinst aus kulturellen, sozialen und biographischen habituellen Mustern und Wahrnehmungen, kurz, eben jene Konstruiertheit verschleiern. Und das ist auch der Grund, warum wir unser Verhalten nicht ändern, weil wir erstens zu ungebildet sind um das zu sehen und zweitens so sehr emotional an all das gebunden, dass wir lieber den "Gutmenschen" zum Sündenbock und Ziel unserer uns als "gerecht" erscheinenen widerwärtigen Rache machen, für seine Dekonstruktion unserer Gewissheiten, der er ein Anderes entgegenstellt und uns als der Advokat des Chaos erscheint. Lieber beschimpfen wir ihn als uns selbst mit eigener Verantwortung herumzuschlagen für unser Schnitzel, unsere Kohle, unsere Bequemlichkeit. Der "Gutmensch" muss böse sein, damit wir alle schuldig sind, denn wo alle schuldig sind, ist es niemand und niemand kann etwas ändern...so flüchten wir uns selbstgerecht in den Untergang als objektivierenden Strukturfunktionalismus und in die Banalität des Bösen, in der wir alle Hannah Arendts Eichmann sein können, selbstzufrieden im verantwortungslosen Bösen, das den Schrecken verliert, denn es ist sicher und es ist allumfassend, solange wir nur "Veganer", "Ökos" oder diese ganzen Wissenschaftler, die womöglich noch Recht haben wollen, klein halten und sie soweit es geht der sozialen Unsichtbarkeit überantworten und nur alle paar Jahre in einem karnevalesken Akt gnadenvoll und lächerlich vorführen und uns dabei selbst auf die Schulter klopfen, wie viel wir doch wieder getan hätten, um die Illusion des Handelns im Nichthandeln zur Sicherung der Illusion der Sicherheit der Gewohnheit aufrecht zu erhalten. Oder anders: auch die Klimakonferenz ist nur ein Theater des Schreckens.

Samstag, 14. November 2015

Paris am 13.11. und der ganz "normale" Wahnsinn der sozialen Positionierung

Schreckliche Ereignisse in Paris. Wohl über hundert Tote. Neben den vielen Berichten um den Ablauf, die Zahl der Toten und Verletzten, beherrscht eine Frage die Nachrichten: "Kann es hier auch passieren?", also "uns" und nicht den "Anderen", den "Deutschen" und nicht den "Franzosen". Die Antwort ist, es IST bei "uns" passiert, es IST "uns" passiert und nicht in einem politisch zu instrumentalisierenden Sinn von "uns" als "Westen" oder "Europa" sondern "uns" als der Welt, auf der es letztlich beständig geschieht! Es fühlt sich surreal an...distopisch....wirr....unendlich traurig...abscheulich und es wird noch abscheulicher, wenn man an die Schändung der Toten für politische Programmatik und Identitätskonstruktionen in den kommenden Wochen denkt, die bereits jetzt einsetzen und von allerhand anderen sozialen Positionierungen begleitet ist, ganz zu schweigen von der Instrumentalisierung in der Flüchtlingsdebatte.

Daneben stört mich aber ein Punkt besonders, den ich nicht nur deswegen ansprechen will, sondern weil er eine soziale Positionierung enthält, die sich nicht als solche zu begreifen scheint, die sich selbst verschleiert und deswegen genauso gefährlich ist. Was mich stört, ist der Kampf gegen bestimmte Trauerbekundungen inkl. der Abwertung von spezifischen Bewältigungsmechanismen oder anders: Soll man nun für die Opfer beten oder nicht? Ich selbst, als einer jenen, der "Pray for Paris" ebenso sozial geteilt hat, kann mich da freilich rausreden, in einer eloquent-prätentiösen Weise, zu der ich schlicht fähig bin. Ich könnte darauf verweisen, dass ich ein umfassenderes Verständnis von "Gebet" aus dessen allgemeiner Funktion heraus habe, es also nicht als zwangsweise religiöse Handlung im herkömmlichen Sinne sehe, sondern als eine Form eines bewussten tiefen Gedenkens, in dem das eigene Empfinden darüber zum Ausdruck gebracht und akut kanalisiert wird und das diese für "religiöse" wie für "nichtreligiöse" Menschen eine der wenigen akuten Bewältigungsmechanismen ist, die spontan greifbar sind, um das "unfassbare" irgendwie psychisch anzupacken. Ich könnte ebenso erneut darauf hinweisen, dass auch atheistische Weltdeutungen im Kern analog zu Religionen funktionieren. Es sind dabei auch Religionen selbst nicht das vermeintliche Problem, sondern deren Auslegung, übrigens und das ist der Punkt, ebenso wie bei nichtreligiösen Wirklichkeiten und Weltdeutungen, wie z.B. bei auf dem Konstrukt "Biologie" basierenden Abscheulichkeiten wie Sexismus, Rassismus oder Speziesismus. Nicht die Biologie als weltdeutungsangebotsanbietende Disziplin und Referenzbereich ist dabei das Problem, sondern deren spezifische Auslegung.
Demgegenüber liefern religiöse Handlungen, wie erwähnt, psychische Bewältigungsmittel, die die Leute aktuell zur Verfügung haben. Und auch hierbei kommt es auf die Auslegung an! Denn freilich kann der Aufruf zum Gebet wieder eine Trennung konstruieren oder abbilden, mit Hilfe von Religion: "die Christen", zu denen wir in dem Moment alle konstruiert werden, gegen "die Moslems" oder "Terroristen", mit all der Scheisse, die damit zusammenhängt. Deswegen ist es natürlich mehr als wichtig auf dieses Problem hinzuweisen und ich bin froh, dass es Leute gibt, die den Mut haben dies zu tun. Aber und dies wird übersehen, diese Dichotomisierung wird durch andere Dichotomisierungen und damit soziale Positionierungen und Identitätsmuster ersetzt, die nicht weniger problematisch, homogenisierend und überheblich sind. So passiert ähnliches is dem Missbrauch der Opfer für die Systemlegitimierung in Form eines inszenierten Systemkampfes von "wir die Demokraten" vs. "die Anderen, die Fundamentalisten". Dabei wären die Anschläge auch passiert, wenn Frankreich ein Vorzeigefaschismus, eine Monarchie, eine Theokratie oder sonstein anderes Systemmodell wäre, dies ist eben nicht der Grund.
Aber was bleibt? Freilich gibt es auch andere und vielleicht inklusivere Bewältigungsmittel und freilich sind die Grundprobleme auch hier Bildung (verstanden als kritisches Denken), die Möglichkeiten von Anerkennung und Wertigkeit, sowie die Verteilung von Ressourcen, deren Ungerechtigkeit Religionen, in einer abscheulichen Deutungsweise mit solchen Handlungen bewältigen, wollen, indem sie der Ohnmacht, die die eigentliche Ursache ist, Handlungsmöglichkeiten entgegensetzt, die zugleich als emotionale Transformationsmittel des permanenten "Unangenehmen" dienen. Damit ist es aber eben nicht die Religion selbst, die "Schuld" ist, sondern sie wird zum Mittel, zum Kanalisationspunkt, weil es eben keine ausreichenden anderen Mittel gibt, die für die Individuen aktuell denkbar, erlernbar, vollziehbar wären. Und dies gilt auch für das Gebet. Auch dieses funktioniert auf diese Weise, es spendet Trost über Sinn (wenn religiös genutzt) und bietet irgendeine greifbare Handlung an, einen peformativen Akt, der die Starre der Ohnmacht wenigstens kurz bewältigt. Solange wie also die Ursache nicht effektiv bekämpfen wollen, fokussieren wir auch die Religion, nicht zuletzt um uns selbst zu feiern, in unserer überlegenen Moral, die nichts weiter ist als ein Mehr und ein Anderes als Bewältigungsmittel. Solange wir nicht fähig sind, die Ursachen zu bekämpfen, sollten wir uns hüten die Religion zu verdammen, sondern nur die Taten selbst aber immer wohlbewusst, dass die Verzweiflung Motor auf beiden Seiten ist und jede Form der Weltdeutung dazu treiben kann. legitimiert durch eine spezifische Auslegung dieser und alle zu abscheulichen Mördern zu machen, und wenn nur aus Unterlassung für alle die Flüchtlinge, die der Pöbel nun lieber ersaufen lassen würde als in die Mitte zu lassen, mit der Begründung eine Angst, die nichts anderes ist als eine perfide Deutung einer angeblichen Vernunft, die sie und ihre Handlungen legitimieren soll, denn man sieht ja was alles passieren kann.
Wir sollten also den Leuten vorerst selbst überlassen wie sie ihr Leid verarbeiten, so lange nicht neue Keile dadurch getrieben werden aber diese finden sich nahezu überall...mit anderen Worten: Wir die Demokraten, Wir die Vernünftigen oder Wir die Atheisten ist nicht besser als Wir die Christen....

Montag, 26. Oktober 2015

"Mensch" und andere Identitäten



Wir sind alle Menschen, wir haben alle eine unveräußerliche Würde und wir sind alle gleich wertvoll, solange wir eben Menschen sind. Ich bin ein Mensch, zumindest erfülle ich die gängigen Kriterien dieses Konstrukts und könnte mich daher nun bequem zurücklehnen und mich meiner menschlichen Identität erfreuen. Stattdessen verweigere ich mich ihr. Aber geht denn sowas? Darf denn sowas? Und welche Identität gibt es stattdessen? Gemeinhin wird an exklusivere gedacht und der moralische Zeigefinger in Stellung gebracht, zu Recht, denn die Idee der Menschenrechte, in der sich die Identität alles Menschlichen offenbart, legitimiert sich nicht zuletzt aufgrund ihres Verständnisses als moralischeres und inklusiveres Gegenmodell zu auf rassistischen oder sexistischen Wirklichkeiten basierenden Modellen. Ein Weg zurück in die Engstirnigkeit schließt somit aus. Eine Verweigerung dieses Modells der menschlichen Identität bedeutet also nicht, Menschenrechte per se abzuerkennen, es besteht nur darin, die durch Naturalisierung verschleierte Konstruktion einer zwangsweisen Identität menschlicher Identität zu offenbaren und eine bessere, inklusivere Alternative zu wählen. Dass solche nicht nur denkbar sind, sondern auch tatsächlich gedacht werden, zeigt der Artikel „Why I Identify as Mammal“ von Randy Laist (http://opinionator.blogs.nytimes.com/2015/10/24/why-i-identify-as-mammal/), in der die Identität als „Säugetier“, also basierend auf einem erweiterten biologischen Konstrukt, gegenüber exklusiveren bevorzugt und gerechtfertigt wird. Eine solche Rechtfertigung basiert dabei grundsätzlich auf antispeziesistischen Argumenten gegen einen menschlichen Chauvinismus, der genauso Teil der menschlichen Identitätskonstruktion ist, die letztlich immer auch als speziesistischer Imperativ zu verstehen ist und damit alle ethisch-argumentativen Fehler begeht, die sie Rassen- oder Geschlechteridentitäten zu Recht vorwirft, angefangen bei dem Charakter der Konstruktion, dem eine Naturalisierung verschleiernd gegenüber gestellt wird, bis hin zur Ausblendung der Ähnlichkeiten zugunsten von als bedeutungshaft konstruierten Unterschieden, denen kausale Zwangsläufigkeit untergeschoben werden.
In der Verweigerung der menschlichen Identität offenbart sich also nicht der Wunsch nach Exklusivität zum Zwecke der Selbstaufwertung, sondern ein kritischer Umgang mit „liebgewonnenen“ Konstrukten, die, u.a. aus Angst vor einem „Rückfall“ und ohne jegliches kritisches Bewusstsein verteidigt werden, auf deren relativ „Gutes“ im Vergleich zu „schlechten“ Alternativen fokussiert wird, um dabei ihr relativ „Schlechtes“ zu übersehen und so Alternativen als Denkbarkeiten zu verunmöglichen.
Dieser Angst sollen die Möglichkeiten neuer, inklusiverer und damit auch gerechterer und ethischerer Modelle von Identität entgegengesetzt werden, die die „alten“ Fehler zu vermeiden suchen.