Samstag, 16. Januar 2016

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele XIII

Im Zuge dieser ganzen Pseudodiskussion um "die Füchtlinge", die nur ein wolllüstiges Wühlen in den eigenen dummen und sicherheitsverheissenden Vorurteilen ist, kommt erneut ein essistentialistischer Raumbegriff auf, eine Vorstellung von Raum als absolut Gegebenem, der noch dazu mit einer durch und durch unkritisichen und ebenso essentialistischen, in ihrer Entwicklung und Historizität unbeachteten spezifischen Kulturvorstellung verknüpft wird, so als ob "Europa" ein natürlicher Raum einer bestimmten hegemonialen Kultur weisser, männlicher, christlicher Menschen wäre, der von einer quasi biologischen Invasion einer ebenso essentialistischen "fremden" und inferioren Kultur befallen wird. Von da aus ist es nicht mehr weit bis zur "Blut und Boden - Rhetorik" des Naziabschaums, im Abwesenheitsraum von selbst- und weltreflexivem kritischen Denken jedoch befinden wir uns schon lange...

Wie man sich wieder nach der Einfachheit sehnt, nach der Gewissheit, dem wohligen, mütterlichen Schoß der einen reinen Wahrheit und ihrer unmissverständlichen Antworten, ihrer Feindbilder und Sündenböcke, denen man sein ganzes Leiden in Striemen auf den Rücken malen kann...wie sehr doch unser Bildungssystem erneut versagt hat, wie sehr doch alle so freiwillig gefangen sein wollen in der Einfachheit als Vereinfachung der Welt mit jenen Sündenböcken, jenen schnellen Lösungen, frei von allem, bei dem ein Verstehen eine Entwicklung voraussetzen würde, ein Bemühen und das Eingestehen eines Nichtwissens...oh wie erbärmlich man wieder ist und sich in dieser Erbärmlichkeit auch noch gefällt...oh dieser sehnsuchtsvolle identitäre Anti-Intellektualismus, der die Selbstgenügsamkeit preist und verheisst, nach der man sich so sehr sehnt...der Weltweise sein zu können auch ohne jede Weisheit...verflucht und verbannt in den noch in Brand zu steckenden Elfenbeinturm ist der Beginn aller Bildung in Form des Wissens um das Nichtwissen. Stattdessen die Meinung zur Waffe erhoben um die Welt zur Wahrheit zu stückeln...oh wie erbärmlich...

Luftangriffe, die im "konventionellen" Bereich immer die meisten zivilen Opfer fordern weiter unterstützen, die Grenzen für Flüchtende dicht machen aber weiter für feindlichen Nachschub offen lassen, das Ganze mit einer so erst noch steigenden Terrorgefahr und Bündnispflichten als Begründungsdiskurs versehen...genau so stärkt man Propaganda und Zulauf für die, die man vorgibt zu bekämpfen. Die westliche Demokratie hat versagt, egal ob das nun Dummheit oder Kalkül ist. In beiden Fällen zeigt es, dass die westliche Demokratie weder Dummheit noch totalitäre Machtstrukturen verhindern kann...sie ist also doch mehr als der erkenntnistheoretische Mangel der Mittelmässigkeit als oppurtunistisches handlungsarmes Leitbild erhoben... 

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