Sonntag, 14. Februar 2016

Flüchtige Momentaufnahmen, Provokationen und Gedankenspiele XIV

Ich ertrage diese abscheuliche Abwertung der Legitimität von s.g. "Wirtschaftsflüchtlingen" durch Leute nicht mehr, die durch Zufall in dieser Hinsicht das Glück hatten, hier geboren worden zu sein, so als ob die Suche und der Versuch eines besseren Lebens irgendetwas anrüchiges oder unverständliches hätte, so als ob die Geburt in einem Land, dessen Reichtum auf der Armut anderer basiert, irgendwie moralisch besser wäre. Im Gegenteil, eure Dummheit und Ignoranz dieser Tatsache gegenüber verdankt ihr eure Haltung und nichts anderem! Ich hab nun schon zu viele Geschichten allein schon über Menschen gehört, die in ihrem Land aufgrund mangelnder Krankenversorgung für die Armen, mit leicht zu behandelnden aber leidvollen Krankheiten leben müssen, um die Selbstgerechtigkeit des Wohlstandsabschaums noch länger ruhig hinnehmen zu können. Mittel sind genug da, sie sind nur ungleich verteilt. Aber ein noch grösseres Verbrechen als diese Verteilung, weil ihr vorgängig, ist, aus politisch-philosophischer Sicht, der Umstand, dass der ganze mindergebildete Haufen den wenigen, die es trotz Bildungssystems zu einem Mindestmaß an Bildung als kritischem Denken und Fühlen geschafft haben, ganz systemkonform die strukturellen Machtpositionen "wegnimmt", um den Stammtischjargon einmal zu bemühen.

Mehr noch als nach ihrer Dummheit, stinkt die Nazi-Ideologie nach ihrer sado-masochistischen Geilheit, die zur Staatsräson erhoben wird. Diese spannt sich auf zwischen dem Masochismus der Märtyrers, der sich wollüstig in der kollektiven Schändung vollzieht, die den Sadismus legitimiert und im Sinne des Regimes gewendet ihren obszönen Höhepunkt findet, in der freiwillig-lustvoll-leidenden Unterwerfung des Einzelnen im Volkskörper und unter den Führer, der den Modus des Schändenden, wie auch den Schänder austauscht und der masochistischen Lust einen neuen Sinn gibt, während auf der anderen Seite der Sadismus wartet, der sich in eigenen, aktiven Schändungsphantasien verliert, der die Wollust der Rache feiert und als dessen Endpunkt sich der Volkskörper im Höhepunkt über die gesamte Welt ergießen muss, um letztendlich die Krankheit des Systems zu offenbaren und sich seiner eigenen Legitimationsphantasie zu berauben. Demgegenüber befinden sich AFD, Pegida, CSU und all die anderen noch(!) im Stadium der exzessiven Masturbation, die Sublimierung ins Abscheuliche ist noch aufzuhalten...

Das ganze Gerede von der "deutschen" oder "abendländischen Kultur", die man "retten" müsse, ist nur der begründungsdiskursive Platzhalter des eigentlichen Grundes, nämlich der banalen, ganz eigenen und auf sich selbst bezogenen Angst, zu kurz zu kommen und seine Gewissheiten, den eigenen intellektuellen Kaffeesatz des Alltäglichen zu verlieren, ohne eine Ahnung davon, was diese spezifische Kultur sein soll oder ohne auch nur die leiseste Ahnung davon zu haben, was Kultur an sich eigentlich ist oder wie sie funktioniert...

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