Samstag, 6. Juni 2015

Rezension. Klappe die Erste....Mad Max Fury Road

Da auch "Popkultur" Teil des Lebens, Teil des Seins und Teil der Sinntruktur ist, bietet es sich an, auch darüber zu schreiben, freilich unter einem spezifischen Fokus, der an diesem Beispiel besonders aufscheint. Nicht Zweck, sondern Mittel, quasi Medium ist das mediale Ereignis hierbei...In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen...

Hm...okay...nunja, Mad Max – Fury Road...Was soll ich sagen. Zuerst einmal, der Film hat etwas, er ist ganz gut, hat mir gefallen aber meine Erwartungen wurden dann doch in einigen Bereichen enttäuscht, Erwartungen, die er allerdings nicht selbst geweckt hat oder geweckt haben wollte. Diese kamen aus einer ganz anderen Richtung. So sah sich anlässlich des Films mal wieder der intellektuelle Bodensatz der s.g. Zivilisation genötigt, sich zu äußern. Der Film sei „feministische Progaganda“, „männerfeindlich“ und „sollte boykottiert werden“. Mein Interesse war freilich mehr als geweckt. Wie sollte ein solcher Film nicht genial werden? Ich musste ihn sehen, konnte es nicht erwarten. Nach dem Sehen nun allerdings die Enttäuschung. Wo bitte war der Film „feministische Propaganda“? Oder anders gefragt, wo ging dieser angebliche „Feminismus“ über einen primitiven, infantilen „Feminismus“ hinaus, der ein genuin „Weibliches“ konstruiert und als positive, revolutionäre Norm einem scheinbar zum Grotesken gesteigerten „Männlichen“ gegenüberstellt und sich so selbst eines Sexismus schuldig macht? Freilich, ganz so einfach macht es sich der Film auch nicht. Zumindest verweigert er sich einer Zwangszuweisung dieses „Weiblichen“ als „gender“ an ein konstruiertes Geschlecht im Sinne von „sex“ und denkt es als mögliche Formen von Sozialisation, so dass auch ein „Mann“ dem Attribut „Fürsorge“ teilhaftig werden kann, wie auch eine Frau der „Gewalt“. Leider bleibt der Film auf dieser oberflächlichen Ebene stecken und konstruiert dieses „Weibliche“ als „Fürsorgliches“, „Lebenserhaltendes“ aus einem genuin weiblichen Körper. In diesem wird es gebildet, dieser ist ihr Ursprung, aus diesem kann es sich entfalten und auch den „männlichen Körper“ „befallen“. Indem also dieses genuin aus dem „Weiblichen“ stammende „Weibliche“ als Gegenentwurf eines genuin „Männlichen“ gesetzt wird, verbleibt der Film in einem ekelhaft konservativen „Feminismus“, der vielleicht als Entwicklungsstufe notwendig war, sich aber mittlerweile überlebt haben sollte.
Und auch in anderer Hinsicht blieb Enttäuschung zurück. Wenn schon nur ein oberflächlicher „Feminismus“, dann doch wenigstens Neues in den Sehgewohnheiten, ein Bruch mit den alten? Leider nein. Den „weiblichen“ Helden gibt es ebenso bereits als Topos, wie den nicht mehr uneingeschränkt „guten“. Und auch der Versuch eines ästhetischen „Häßlichen“, einer „Weiblichkeit“ jenseits von Arsch und Titten ist nicht neu. Gut, Charlize Theron fehlt ein halber Arm, sie hat ne Glatze und schmiert sich Öl ins Gesicht aber sie bleibt Charlize Theron, eine „Frau“, die durchaus konventionell im Spektrum des „Attraktiven“ bleibt. Auch ist das Modell einer „Weiblichkeit jenseits der Sexyness“ spätestens seit Alien erprobt. Was bliebe noch? Der eigentliche Titelträger des Films der zur Nebenfigur wird. Auch das wurde bereits vorher genutzt, z.B. im großartigen „Der letzte Mohikaner“. Allerdings ist es auch hier wieder nicht ganz so einfach. Immerhin ist „Mad Max“ wichtiger Impulsgeber und eines der beiden Aushängeschilder einer neuen „Männlichkeit“, die „weibliche“ Attribute aufnehmen kann. Aber gerade seine Impulse sind ein weiteres Problem und schließen den Kreis zur ersten Enttäuschung. Schließlich ist er es, der der „weiblichen“ Revolution als solche zum Start verhilft. So ist es doch wieder ein „männliches“ Hegemonialitätsstreben, das das „Weibliche“ zur Norm zu erheben vermag. Auch eine Charlize Theron, auch das „Weibliche“ als Alternative, auch die „Fürsorge“ und das „Leben Erhaltende“ sind so letztlich wieder einem spezifischen „Männlichen“ unterworfen.
Was bleibt also als Fazit. Nun, Fury Road ist ein alles in allem guter Film, ich mag ihn, wirklich, auch wenn mir das Verhältnis „Effekt : Inhalt“ etwas zu einseitig war und der Film nicht allzu viel zu erzählen wusste.
Das zweite wichtige Fazit, das ich aus diesem Film erneut ziehen kann ist, dass bloß weil eine Horde Idioten sich von einem Film in ihrer Idiotie bedroht fühlt, heisst dies nicht, dass der Film Besonderes oder Innovatives zu bieten hat, es heisst nachwievor einfach nur, dass es Idioten sind.

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