Mittwoch, 4. Juni 2014

Gefühlsautomaten

Die zuerst durch Arlie Hochschild untersuchte "Kapitalisierung  der Gefühle" erstreckt sich auf alle Dienstleistungsbereiche und darüber hinaus.
Nicht nur FlugbegleiterInnen, sondern ebenso generell Serviceangestellte bis hin zu den oft mangelhaft bezahlten Call Center Agenten werden unter dieses Paradigma des ewig spezifischen Glücklichen gestellt, das den Profit garantieren und maximieren soll.
Sie alle werden damit Teil einer Ausbeutungspraxis mit totaler Kontrolle des Selbst, sie alle werden zu Gefühlsmaschinen, denen ein eigenes Fühlen verwehrt wird, sie alle werden in einen weiteren Abgrund des obersten Gebots des "Funktionierens" gestoßen.
Dies führt zu Entfremdungen mit dem Selbst, mit all seinen Konsequenzen für Körper und Psyche. Wenn auch gleichwohl jedes Fühlen erlernt ist, so wird in der Ausbeutung des Fühlens in der kapitalistischen Arbeitswelt jedoch jedwede Freiheit, jedwedes Andere unterbunden.
Je stärker dabei zugleich die, nicht zuletzt in perfider Weise als Drohungen gebrauchten, Ängste vor Arbeitsplatzverlust einhergehend mit sozialen Partizipations- und Anerkennungsverlust, sowie die finanziellen Nöte ins Spiel kommen oder besser, gebracht werden, umso größer werden die psychischen Verwerfungen des Selbst, muss es doch einerseits ein positives Fühlen hervorrufen und ist es doch andererseits in einer Situation permanenter Bedrohung gefangen.
Fühlen wird zum Kapital, dass genutzt werden kann, um seine Chancen zu verbessern, so könnte man positiv einwenden, die Selbstkontrolle steigert den Marktwert, jedoch gibt es keinen Raum der Freiwilligkeit, es wird gefordert und nur diejenigen, die am meisten angepasst sind und damit (Gefühle basieren prinzipiell auf Bewertungen) das System am meisten bestätigen, können ihre Fähigkeit als gewinnbringend einbringen, jedoch nur zum Preis einer Transformation ihrer Werte, ihrer Identität und ihres Privatlebens unter die Anforderungen des Marktes.
Aus der Fremdausbeutung wird so eine Selbstausbeutung, die sich einreiht und gleichberechtigt neben die Ausbeutung des Körpers stellt.
Damit zeigt sich die ganze Perfidität des Systems. So wird der (mittlerweile selbst wieder zurückgehende) Rückgang der körperlichen Ausbeutung gefeiert und als Erfolg verbucht aber letztlich mit der Ausbeutung der Seele erkauft...

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