Letztlich sind auch Klassen nur Konstrukte, die u.a. von der modernen
Linken gern verwendet und einfach nur im Rahmen ihrer Programmatik
beispielsweise rechten Konstrukten gegenübergestellt werden. Auch mit
dem linken Strukturfunktionalismus wird ein kategorialer Fehler
begangen, denn die Korrelationen ihrer Statistiken werden mit den
Logiken der Akteure verwechselt. "Der Arbeiter" des 19. Jahrhunderts ist
ein sozialstrukturgeschichtliches und politisch-ideologisches Modell, das
den einzelnen Arbeiter zu seinem Spielball macht. Der Arbeiter handelt
eben nicht, weil er zu jener Klasse "gehört", sondern aufgrund der
lebensweltlichen Logiken, die INTERPRETATIONEN SEINER WAHRNEHMUNG
BESTIMMTER FAKTOREN sind, die durch im Aneignungsprozess veränderte
Muster sind, die er aus vielen Zugehörigkeiten und biografischen
Erlebnissen generiert und reproduziert. Diese werden jedoch ignoriert
oder Teile dieser als scheinobjektiviert den Logiken oder Modellen der
Soziologen oder Politikern unterworfen. Er SOLL und MUSS so handeln,
also einer bestimmten Interpretation seines Handelns entsprechen, um ein
Modell zu bestätigen, das einen Mittelwert bestimmt, um die Welt zu
vereinfachen oder um als homogenisierte Masse politische Verfügungsmasse
für Revolutionen zu sein. Der konkrete Arbeiter ist allenfalls Mittel.
Je nach Programmatik hat er dann diese oder jene Eigenschaft, die doch
nur Mittelwert eines Kollektivs ist und den einzelnen Arbeiter letztlich
ignoriert. Diesen Strukturmärchen der modernen Linken gilt es endlich
postmoderne Perspektiven entgegenzusetzen, um auch dem Arbeiter seine
Menschlichkeit zurück zu geben und aus der Illusion der Opferrolle der
Strukturen zu befreien. Erst dann können Lösungen erarbeitet werden, die
ihm als handelnden Akteur gerecht werden und nicht nur als Spielball
homogenisierter Zuschreibungen von aussen, die ihn je nach Programmatik
heroisieren oder verurteilen, jedoch immer missverstehen und
missbrauchen.
Kaum ignorierbar, werden Diskussionen vor allem zunehmend durch eine "Verbuzzwordisierung" von Konzepten bestimmt. Konkrete Begriffe, die ganze Diskurse einfacher kommunizierbar machen sollten, werden in den eigenen Sprachgebrauch integriert aber ohne sie zu verstehen oder verstehen zu wollen. Sie dienen lediglich als die sprachliche Kavallerie, die man zu Hilfe ruft, wenn es um die eigene Position schlecht bestellt scheint, um dann mit jenen Begriffen ins Felde zu ziehen, solange sie nur irgendwie in das eigene Spektrum passen oder in es erklärt werden können. Sie stellen quasi den Angstgegner dar, den man seinem Gegner aufzubürden versucht, in der Hoffnung, dass auch dieser nichts über sie weiss, als den Begriff selbst.
Kaum ignorierbar, werden Diskussionen vor allem zunehmend durch eine "Verbuzzwordisierung" von Konzepten bestimmt. Konkrete Begriffe, die ganze Diskurse einfacher kommunizierbar machen sollten, werden in den eigenen Sprachgebrauch integriert aber ohne sie zu verstehen oder verstehen zu wollen. Sie dienen lediglich als die sprachliche Kavallerie, die man zu Hilfe ruft, wenn es um die eigene Position schlecht bestellt scheint, um dann mit jenen Begriffen ins Felde zu ziehen, solange sie nur irgendwie in das eigene Spektrum passen oder in es erklärt werden können. Sie stellen quasi den Angstgegner dar, den man seinem Gegner aufzubürden versucht, in der Hoffnung, dass auch dieser nichts über sie weiss, als den Begriff selbst.
Schlimmer als die „ewig Gestrigen“ werden die „ewig Heutigen“ sein. Erstere sind leicht zu erkennen und ein auslaufendes Modell, denn auch der Konservatismus bleibt, anders als er oft missverstanden wird, nicht stehen, sondern wandelt sich. Der Konservatismus dieser Tage ist keiner des 19. Jahrhunderts mehr, sondern der des späten. Jene neue konservative bis reaktionäre Wende gibt sich dabei oberflächlich progressiv, sie will nicht zurück zum status quo des 19. aber sie begehrt eben jenen des späten 20. Jahrhunderts.
Der neue Konservatismus ist die Moderne, das moderne Denken selbst, das sein Bestehen absichern will. Nicht alte Wahrheiten werden darin konserviert, sondern gegenwärtige. Diese stellen sich genauso gegen alles andere und sagen jedem den Kampf an, der über sie hinaus will. Es ist die Aufforderung „Bis hierher und nicht weiter!“, die dahinter steht und zurückfällt in ein Bollwerk festgeschriebener Wahrheiten, die als Sicherungsanker gegen die voranschreitende Veränderung fungieren. Es ist also erneut die Sicherheit, die gesucht wird und die sich gegen Freiheiten drängt. Langsam und listig schleicht sich dieses Denken unter Deckmänteln ein und übernimmt das Sprechen, die Sprache, die unser Denken lenkt. Das Postfaktische als politischer Kampfbegriff ist eine erste Welle. Jene, die ihn benutzen, machen sich zu Fahnenträgern des neuen Alten, das sich als Wahrheit tarnt und sich in Stellung bringt. Freilich will auch dieses nicht zurück ins Alte, in seiner Referenz auf die Wahrheit jedoch will es auch nicht nach vorn, sondern uns gefangen halten, uns einlullen in die Sicherheit der Gewissheiten. Was scheinbar als Kampf gegen Lügen begann, wird so zum Kampf gegen das Denken von Neuem. Was jetzt ist sei von nun an Wahrheit.
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