Homosexualität ist, auch wenn eine
sich oberflächlich als "liberal" inszenierende
Gesellschaft aus falschen Gründen einer mangelnden
Verstehenskompetenz und aufgrund des Natürlichkeitskonstrukts als
Argumentersatz dies nicht gern hört, nichts Angeborenes aber und
dies ist wichtig, auch nichts einfach durch den Akteur Entschiedenes.
Was "schön", was "attraktiv" und eben auch
welche Merkmale als sexuell stimulierend empfunden werden, wird
erlernt, durch ein Wechselspiel biographischer Erlebnisse und
kultureller (Deutungs)Muster, derer sich das Kind probierend nähert.
In diesem kindlichen Erproben ist das Geschlecht auf das sich ein
Bedürfnis nach Nähe und ein bestimmter emotionaler Erregungszustand
bezieht der ebenso durch die Gesellschaft geformt und gedeutet wird
unerheblich. Eine positive Erfahrung in diesem Erproben kann dann
durch die Ausrichtung des Gehirns und unterstützt und mit Konkretem
angereichert durch die Gesellschaft in Mustern unterschiedlicher
Reichweite gespeichert und so bei einer Gesellschaft die Geschlechter
denkt, auf diese bezogen. So entstehen Sexualitäten aus mit Hilfe
von sozialem Druck verallgemeinerten auf ein konkretes Individuum
bezogenen Erfahrungen.
Aber was heißt dies nicht? Es heißt
nicht, dass Homosexualität etwas zu "Heilendes" ist, denn
ein solcher "korrigierender Gewaltakt" einer hegemonialen
Wirklichkeit kann sich nicht begründen. Denn nicht nur
Homosexualität wird erlernt, sondern Sexualität überhaupt. Beide
sind nicht "natürlich" gegeben, sondern Konstrukte und
gesellschaftlich produzierte Handlungsmuster, die als Teil von
Identitäten abgearbeitet werden können und je kulturvariant mit
normativem Gehalt und dessen Begründung ausgestattet sind. Statt
dieses Ergebnis konstruktivistischer Forschung zum Zwecke scheinbar
liberaler Selbstverstaendnisse zu opfern, gilt es dieses zu beachten,
denn der Konstruktivismus selbst kann eine sexuelle Freiheit auch
ohne das Konstrukt vermeintlicher Natürlichkeit oder "schwuler
Gene" verteidigen. Das Einzige, das uns "natürlich"
gegeben ist, ist somit letztlich eine sich verschiedenen Potentialen
öffnende Bisexualität.
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