Mittwoch, 20. Mai 2015

Die Erfindung von Sexualität

Homosexualität ist, auch wenn eine sich oberflächlich als "liberal" inszenierende Gesellschaft aus falschen Gründen einer mangelnden Verstehenskompetenz und aufgrund des Natürlichkeitskonstrukts als Argumentersatz dies nicht gern hört, nichts Angeborenes aber und dies ist wichtig, auch nichts einfach durch den Akteur Entschiedenes. Was "schön", was "attraktiv" und eben auch welche Merkmale als sexuell stimulierend empfunden werden, wird erlernt, durch ein Wechselspiel biographischer Erlebnisse und kultureller (Deutungs)Muster, derer sich das Kind probierend nähert. In diesem kindlichen Erproben ist das Geschlecht auf das sich ein Bedürfnis nach Nähe und ein bestimmter emotionaler Erregungszustand bezieht der ebenso durch die Gesellschaft geformt und gedeutet wird unerheblich. Eine positive Erfahrung in diesem Erproben kann dann durch die Ausrichtung des Gehirns und unterstützt und mit Konkretem angereichert durch die Gesellschaft in Mustern unterschiedlicher Reichweite gespeichert und so bei einer Gesellschaft die Geschlechter denkt, auf diese bezogen. So entstehen Sexualitäten aus mit Hilfe von sozialem Druck verallgemeinerten auf ein konkretes Individuum bezogenen Erfahrungen.
Aber was heißt dies nicht? Es heißt nicht, dass Homosexualität etwas zu "Heilendes" ist, denn ein solcher "korrigierender Gewaltakt" einer hegemonialen Wirklichkeit kann sich nicht begründen. Denn nicht nur Homosexualität wird erlernt, sondern Sexualität überhaupt. Beide sind nicht "natürlich" gegeben, sondern Konstrukte und gesellschaftlich produzierte Handlungsmuster, die als Teil von Identitäten abgearbeitet werden können und je kulturvariant mit normativem Gehalt und dessen Begründung ausgestattet sind. Statt dieses Ergebnis konstruktivistischer Forschung zum Zwecke scheinbar liberaler Selbstverstaendnisse zu opfern, gilt es dieses zu beachten, denn der Konstruktivismus selbst kann eine sexuelle Freiheit auch ohne das Konstrukt vermeintlicher Natürlichkeit oder "schwuler Gene" verteidigen. Das Einzige, das uns "natürlich" gegeben ist, ist somit letztlich eine sich verschiedenen Potentialen öffnende Bisexualität.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen