Was ist der Unterschied zwischen einem Terroristen und einem
euphemistisch so bezeichneten "Asylgegner"? Letzterer ist zugleich auch
Wähler...Aber nicht nur das, er ist Teil des Nationalitaetskonstrukts
"Deutscher", er darf also, um einen gegenwaertigen Diskussionsstrang
aufzugreifen, auch "nutzlos" sein und trotzdem bleiben. Das einzig Gute
daran ist, dass dies recht unverhohlen den tief verwurzelten
Nationalismus und den ebenso ungebildeten wie festen Glauben an
liebgewonnene Konstrukte der Bevoelkerung deutlich zu zeigen vermag...
Wir leben in einem System normativer, faschistoider Gleichheit als
Gleichförmigkeit in der Masse und als Masse, die das Wesen unserer
Demokratie ist,, in der "Gutmensch" ein Schimpfwort sein muss, in dem
"Helden" nur fern, als Imagination aus anderen Zeiten oder nur in Form
alltäglicher und stets massenkonformer "glücklicher Zufälligkeit"
existieren dürfen, in der Trojas Hektor, Platons König als
Abscheulichkeiten gelten müssen, nach denen wir uns doch heimlich sehnen
um bar jeder Verantwortung sein zu
können. Unser Prinzip ist das argwöhnisch bewachte Mittelmaß der Masse,
die Konvention als Moral und anstatt Ethik und Gerechtigkeit, eine
Massenhysterie gegen jede Form eingebildeter oder tatsächlicher
(moralischer) Überlegenheit wo sie sich nicht auf blosses technisches
Verständnis beschränkt. Denn wo alle gleich sind kann niemand schlecht
sein, wo wir alle Hannah Arendts Eichmann sind und uns in die Funktion
der Mittelmäßigkeit retten, da meinen wir unsere Seelen von Schuld
befreien zu können, eine Schuld auf die jeder "Gutmensch" uns in seinem
Handeln verweist. Der "Gutmensch" ist unser allererster und wichtigster
Sündenbock an dem wir unsere Mittelmäßigkeit strafen und uns zugleich
indem wir ihn bestrafen von der Schuld an ihr zu befreien suchen.
Kritisches Denken ist im Grunde das Abenteuer der Suche nach den
kulturellen Mustern, sozialen Prozessen und biographischen Erlebnissen,
nach den Deutungen und Sinneinheiten, die uns alle beständig
beeinflussen und die wir vielleicht letztlich sind. So gefährlich diese
sein können, so nötig sind diese um überhaupt zu sein. Und so ist dieses
Abenteuer ein immerwährendes Wechselspiel aus Verkrusten und
Aufbrechen. Das eigentlich Bedauerliche ist dabei allerdings nur, dass
diese Suche so selten unternommen wird...
Objektivität ist eine Lüge aber Neutralität ein Verbrechen. Das ist es
was insbesondere Geisteswissenschaftler mit ihren, zumindest
theoretisch, so wichtigen Fähigkeiten endlich begreifen müssen. Unsere
Rolle kann und muss der Sand im Getriebe des unkritischen Funktionierens
sein, unsere Methoden und Reflektionen der Vorschlaghammer der die Welt
mit ihren Routinen, Mythen, Glaubenssätzen in Stücke schlägt um eine
für alle erträglichere Wirklichkeit bauen zu können und unser Mut
das Gegenüber der geschürten Furcht vor dem Ausbruch aus Diskurs und
Rolle die der kapitalistische Wissenschaftsbetrieb uns einimpft um uns
gefügig zu machen und der wir uns so gern unterwerfen um Anerkennung,
Status und purer Existenz willen. Lasst uns stattdessen zum Apotheker
des kritischen Denkens werden, zum kollektiven Morpheus im Widerstand
gegen die "Wahrheiten" der Matrix....